Leitungs­wasser­analyse

Leitungs­wasser­analyse

Die Überprüfung der Grenzwerte erfolgt für das Leitungswasser durch die entsprechenden Wasserversorger. Diese müssen sicherstellen, dass das Trinkwasser in der Hausanschlussleitung die gewünschte Qualität hat. Um das zu gewährleisten untersuchen die Berliner Wasserbetriebe schon das Grundwasser und später das Wasser in den Leitungen. Für die Jahre 2008 bis 2010 wurden laut Umweltbundesamt (UBA Presseinformation Nr. 03/2012) die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung deutschlandweit zu 99% eingehalten. Ab der Hausanschlussleitung an der Grundstücksgrenze ist der Hausbesitzer für die Qualität des Trinkwassers verantwortlich. Dieser muss durch eine sachgerechte Installation der Trinkwasserleitung die Einhaltung der Grenzwerte ermöglichen.

Das heißt aber auch das Wasser, welches die Wasserbetriebe in guter Qualität verlässt noch lange nicht wunschgerecht beim Verbraucher ankommen muss.

Schwermetalle

Das häufigste Problem im Leitungswasser sind Schwermetalle (z.B. Blei oder Kupfer), die je nach Material der Rohre in das vorbeifließende Wasser abgegeben werden. Wir  empfehlen daher eine entsprechende Untersuchung (L1 – Blei, Kupfer, Cadmium, Zink; eventuell L4 für Säuglinge).

Für Blei, Kupfer und Cadmium sind in der Trinkwasserverordnung Grenzwerte vorgesehen. Der Grenzwert für Kupfer beträgt 2mg/l. Für Cadmium wurde der Grenzwert mit der Änderung von 2011 auf  0,003 mg/l gesenkt. Der Grenzwert für Blei beträgt zurzeit 0,025 mg/l, wobei ab Dezember 2013 der Grenzwert auf 0,01 mg/l gesenkt wird.

 

Blei und Kupfer wurden bzw. werden häufig als Leitungsmaterialien verwendet. In Berlin ist Blei zurzeit noch in etwa 2000 Hausanschlussleitungen und 3000 Leitungen nach der Wasseruhr (Verantwortlichkeit des Hausbesitzers) verbaut (Berliner Wasserbetriebe; Stand 3.11.2011). Dabei ist zu beachten, dass bereits ein Teilstück von 5 m Bleirohr dazu führt, dass der Grenzwert ab 2013 überschritten wird (UBA 2003). Sind Bleirohre verbaut, sollten gerade Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere das Leitungswasser nicht trinken. Selbst das Ablaufen des Leitungswassers entfernt Blei nicht vollständig. Eine ständige Aufnahme von Blei führt zu chronischen Vergiftungen unter anderem mit Schädigungen der geistigen Entwicklung.

Ein anderes Leitungsmaterial, welches vor allem in neueren Häusern oder nach Sanierungen eingebaut wird, ist Kupfer. Der Einbau dieses Materials sollte wie bei anderen Materialien auch abhängig von der Qualität des Wassers sein. Kupfer ist vor allem für Säuglinge oder Kinder bis zu einem Alter von 6 Jahren bedenklich. Bei Säuglingen tritt bei ständigem Gebrauch von Wasser mit mehr als 2 mg/l eine kupferbedingte Leberzirrhose auf, die auch nicht reversibel ist. Ab einem Kupfergehalt von mehr als 3 mg/l können auch bei Erwachsenen akute Vergiftungen auftreten und sich sogar die Haare grün färben. (UBA 2008)

Cadmium und Zink werden vor allem aus Armaturen oder als Bestandteil der Legierungen der Rohre abgegeben. Cadmium aus dem Leitungswasser kann in Verbindung mit der Aufnahme aus anderen Lebensmitteln zu chronischen Nierenschäden führen.

Mikrobiologische Untersuchung

Verschiedene Umstände können dazu führen, dass auch im Leitungswasser ein erhöhte Bakterienbelastung zu finden ist. Relativ selten (z.B. 2011) werden Verkeimungen ab Wasserwerk bekannt gegeben. Häufiger besteht die Ursache einer Verkeimung in zu selten durchspülten Rohren. So wurde zum Beispiel vor einigen Jahren bekannt, dass eine bräunliche Verfärbung nicht automatisch einen erhöhten Eisenwert des Wassers bedeutet. Es ist in 30-70% der Fälle ein Hinweis auf Asselkot, welcher ein gutes Nährmedium für Bakterien abgibt. Gerade bei einer Stagnation des Wassers kommt es in diesen Fällen nicht selten zu einer Überschreitung der Grenzwerte für die Keimzahl (TU Berlin 2006-2008). In Verdachtsfällen empfehlen wir die Untersuchung laut Trinkwasserverordnung auf die Gesamtkeimzahl (bei 22°C und 36°C), sowie auf E. coli und coliforme Keime (L5).

Legionellen

Legionellen verursachen eine schwere Lungenerkrankung, die Legionellose. 15-20 % der Erkrankungen verlaufen tödlich. Die Infektion erfolgt meist über die Einatmung des Aerosols, d.h. kleiner Wassertröpfchen wie sie zum Beispiel in der Dusche entstehen. Besonders anfällig sind Personen mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen. Werden Legionellen im Wasser nachgewiesen gehören sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% zu der krankheitsauslösenden Gruppe. Die wichtigsten Maßnahmen zum Vorbeugen einer Legionellenbesiedlung sind:

  • Warmwassertemperatur von mindestens 60°C in Speichern
  • Vermeidung von Stagnation
  • Stilllegung von ungenutzten Rohrabzweigungen
  • Verwendung geeigneter Leitungs- und Dichtungsmaterialien

In der Änderung der Trinkwasserverordnung von 2011 wird ein besonderes Augenmerk auch auf mögliche Verunreinigungen mit Legionellen gelegt. Die umfassenden neuen Regelungen sehen u.a. einen technischen Maßnahmewert (100 Legionellen in 100 ml Trinkwasser), sowie regelmäßige Kontrollen vor. Sind Legionellen in solchen Konzentrationen vorhanden, müssen Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen werden.

Warum spezielle Analysen für Säuglinge?

Die empfohlene Trinkwasserqualität für Säuglinge ist bei einigen Werten strenger als die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung, die sich auf den erwachsenen Durchschnittsmenschen mit einem Gewicht von 70 kg beziehen. Eine Orientierungsmöglichkeit bieten hierbei die Mineral- und Tafelwasserverordnung und die Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde. Der Säugling benötigt bezogen auf sein Körpergewicht bis zu fünfmal so viel Wasser wie ein Erwachsener und nimmt somit entsprechend mehr Schadstoffe auf. Gleichzeitig funktionieren die körpereigenen Regulierungsmechanismen noch nicht vollständig, da die zuständigen Organe wie Leber und Niere nicht fertig ausgebildet sind. Das betrifft insbesondere das erste halbe Lebensjahr des Kindes, bis zum zweiten Lebensjahr ist die Entwicklung im Wesentlichen abgeschlossen, bis zum 6. Lebensjahr vollständig. Gefährliche Konzentrationen werden selten allein durch das Trinkwasser erreicht, sie entstehen im Zusammenspiel mit der Schadstoffzufuhr durch Atemluft und Nahrung. Die Belastung durch das Trinkwasser lässt sich jedoch am leichtesten einschränken. Daher empfiehlt es sich, auf eine Unterschreitung der speziell für Säuglinge erarbeiteten Grenzwerte zu achten.

 

Neben den giftigen Schwermetallen Blei und Cadmium sollte bei Säuglingen auch auf Kupfer geachtet werden, da die Leber erst in den ersten Lebensmonaten die Fähigkeit ausbildet, überschüssiges Kupfer wieder auszuscheiden. Ebenfalls für kleine Kinder problematisch ist Mangan, da es über die noch nicht voll arbeitende Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangen kann und dort den Aufbau von Botenstoffen hemmt.

 

Daneben gibt es einige für Säuglinge relevante Stoffe, die jedoch nicht zusätzlich über die Leitungsrohre in das Trinkwasser hinzukommen können. So bildet Nitrat im menschlichen Körper Nitrit, welches vor allem in den ersten Lebensmonaten sehr gefährlich ist. Bei Säuglingen kann das Eisen des roten Blutfarbstoffs besonders leicht durch Nitrit oxidiert werden. Dieses sogenannte Methämoglobin steht dann nicht mehr für die Sauerstoffbindung zur Verfügung. Die Folge ist eine Blausucht (oder Zyanose) welche in schlimmen Fällen zu Atemnot und dem Tod führen kann. Seit der Einführung von Grenzwerten für Nitrat in für Säuglinge bestimmten Lebensmitteln und der Grenzwerte der Trinkwasserverordnung für Nitrat und Nitrit ist die Methämoglobinbildung bei Säuglingen jedoch nur noch selten beobachtet worden. Trotzdem ist vor allem bei jungen Säuglingen (jünger als drei Monate) Vorsicht geboten. Hinzu kommt, dass aus Nitrit und Nitrat krebserregende Nitrosamine gebildet werden.

 

Den sensiblen Wasserhaushalt kann in den ersten Lebensmonaten überschüssiges Natrium stören. Diese wird durch die Niere ausgeschieden, in den ersten Lebensmonaten benötigt diese jedoch mehr Wasser für diese Tätigkeit und daher kann es zum Austrocknen des Körpers kommen. Auch die Sulfat-Konzentration sollte aufgrund seiner abführenden Wirkung für Säuglinge nicht zu hoch sein, da ebenfalls der Wasserhaushalt gestört werden kann.