Mineralwasser

Mineral­wasser

Leitungswasser wird aufgrund seiner Bedeutung als Lebensmittel mit dem ermäßigten Steuersatz behandelt, während dieser nicht für Wasser in Fertigpackungen (also Mineral-, Quell-, Tafel- und Heilwasser) angesetzt wird. Daran zeigt sich die unterschiedliche Bedeutung, die den Produkten beigemessen wird. Daraus resultieren auch unterschiedliche Anforderungen. Obwohl der Preis für Flaschenwasser ein Vielfaches höherer im Vergleich zu dem von Leitungswasser ist, hat sich der Verbrauch von Flaschenwasser seit 1970 in Deutschland mehr als verzehnfacht, so dass er 2005 bei 127,8 Litern pro Person und Jahr lag.

 

Nicht jedes Flaschenwasser ist auch ein Mineralwasser. Das Gesetz unterscheidet hier natürliches Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser, sonstiges Trinkwasser in Fertigpackungen sowie Heilwasser. Heilwasser spielt eine besondere Rolle, denn es gilt als Fertigarzneimittel und bedarf daher einer entsprechenden Zulassung incl. Nachweis der spezifischen Heilwirkung.  Für alle anderen Wässer in Fertigpackungen gilt die Mineral- und Tafelwasserverordnung, diese sichert eine einheitliche Deklaration und bestimmt die jeweiligen Qualitätsanforderungen.

 

Quelle:

  • Grundwasser in Deutschland, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Mineral- und Tafel­wasser­ver­ordnung

Die Mineral- und Tafelwasserverordnung (Min/TafelWV) sichert die mikrobiologische Qualität und setzt Höchstwerte für bestimmte chemische Substanzen für Wasser in Fertigpackungen (außer Heilwasser) fest. Sie unterscheidet in natürliches Mineralwasser, Quell- und Tafelwasser und sonstiges in zur Abgabe an den Verbraucher bestimmten Fertigpackungen abgefülltes Trinkwasser. Dabei sind die Anforderungen hinsichtlich der chemischen Qualität nicht unbedingt so hoch wie die für Leitungswasser in der Trinkwasserverordnung. In begrenztem Umfang dürfen die Wässer nachbehandelt werden, wie z.B. durch Filtration oder Versetzen mit Kohlensäure.

Mineralwasser

An natürliches Mineralwasser werden im Rahmen dieser Verordnung die höchsten Qualitätsansprüche gestellt. Es muss seinen Ursprung in unterirdischen Wasservorkommen, d.h. in grundwasserleitendem Gestein haben und in natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen gefördert werden. Neben Heilwasser ist es das einzige Lebensmittel, das eine amtliche Anerkennung benötigt. Diese wird nur erteilt, wenn die Anforderungen, wie z. B. eine ursprüngliche Reinheit erfüllt sind. In einer Verwaltungsvorschrift sind für diese Beurteilung Orientierungswerte für einige anthropogene Verunreinigungen gegeben.

 

Der Anspruch an die Ursprünglichkeit des Wassers bedeutet, dass die Wasserentnahme nur so groß werden darf, dass die Quelle sich natürlich regenerieren kann. Ansonsten wird sich die Qualität des Wassers verändern, da z.B. Oberflächenwasser nachgezogen wird. Die amtliche Anerkennung kann daher auch wieder entzogen werden. In der Praxis kann es dabei jedoch Probleme geben, da die ursprüngliche Reinheit nicht gesetzlich konkretisiert ist. In Baden-Württemberg wurde einigen Mineralwasserabfüllern aufgrund des Vorhandenseins von Pestizidmetaboliten die Zulassung entzogen. Eine Klage dagegen haben die Abfüller jedoch in erster Instanz gewonnen und solange die juristische Auseinandersetzung andauert,  ist das Produkt weiter auf dem Markt.

 

Einige vorgeschriebene Höchstgehalte an natürlich vorkommenden Bestandteilen in natürlichem Mineralwasser sind sogar strenger als die entsprechenden Werte lt. TrinkwV, z.B. bei Kupfer und Nitrit; bei Fluorid und Mangan wiederum sind höhere Werte als lt. TrinkwV zugelassen.

Quell- und Tafel­wasser sowie sonstiges Trinkwasser in Fertig­packungen

Quellwasser muss ebenfalls seinen Ursprung in unterirdischen Wasservorkommen haben, wie Mineralwasser. Allerdings entfallen die amtliche Anerkennung und damit die Ansprüche für die ursprüngliche Reinheit.  Quellwasser und sonstiges Trinkwasser sollen jedoch den Anforderungen an Trinkwasser nach TrinkwV genügen. Tafelwasser hingegen kann aus verschiedenen unterschiedlichen Wässern wie Trinkwasser, Mineralwasser, natürlichem salzreichen Wasser (Natursole oder auch Meerwasser) bestehen. Dabei hat auch Tafelwasser wichtige Grenzwerte nach TrinkwV einzuhalten.

Eignung für die Säuglings­ernährung

In der Mineral- und Tafelwasserverordnung gibt es eigene Grenzwerte für Mineral- oder Quellwasser, welches „für die Säuglingsernährung geeignet ist“. Diese gehen bei 9 Parametern über die Grenzwerte nach Trinkwasserverordnung hinaus. Mangels anderer Kriterien für die Säuglingsernährung können diese Werte als Maßstab auch für die Bewertung von Leitungswasser herangezogen werden. Die Messwerte in Ihrem Leitungswasser können Sie bei Ihrem Wasserversorger abfragen oder sie lassen eine Wasseranalyse durchführen.

 

Quellen:

  • Allgemeine Verwaltungsvorschrift über die Anerkennung und Nutzungsgenehmigung von natürlichem Mineralwasser (9. März 2001)
  • Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung) (Min/TafelWV), Ausfertigungsdatum 1.8.1984, letzte Änderung 1.12.2006
  • Ökotest August 2012

Schad­stoff­belastung von Mineral­wasser

Immer wieder wurden in den letzten Jahren Schadstoffe in Mineralwässern gefunden. Vor allem die gefundenen Konzentrationen an Uran haben für Aufregung gesorgt. Uran kommt natürlicherweise im Gestein vor, kann jedoch auch über phosphathaltige Dünger eingetragen werden. Die Gefährlichkeit des Urans hat weniger mit der Radioaktivität zu tun als mit der chemischen Toxizität (Uran ist ein Schwermetall). Spätestens seit 1999 wurde Mineralwasser vereinzelt auf Uran untersucht, einen Grenzwert gab es damals jedoch weder in der TrinkwV noch in der Mineral- und TafelwV. Seit dem 1. 12. 2006 gibt es für Mineral- und Quellwasser mit der Kennzeichnung „geeignet für die Säuglingsernährung“ einen Grenzwert von 2 µg/l. 2009 trug foodwatch dann Urandaten für mehr als 400 Mineralwässer zusammen und zeigte, dass 13 % der untersuchten Mineralwässer nicht für Säuglinge geeignet sind. Aufgrund dieser Diskussion wurde dann mit Wirkung zum 1.11.2011 auch in der Trinkwasserverordnung ein Grenzwert von 10µg/l eingeführte. Dabei gibt es unterschiedliche Einschätzungen, ob dieser Grenzwert ausreichend ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht davon aus, dass 10µg/l Uran für Säuglinge für kurze Zeit tolerabel sind, während foodwatch eine Studie der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA zitiert, die diesen Wert bereits kritisch sieht.  Daher fordert foodwatch einen Grenzwert von 2µg/l generell für Leitungs- und Mineralwasser.

 

Ein anderer Punkt ist, dass an natürliches Mineralwasser die Forderung gestellt wird, das es ursprünglich rein sei. Das heißt anthropogene Verunreinigungen wie Pflanzenschutzmittel oder Arzneimittel sollten nicht gefunden werden. In der Realität sind viele Substanzen bereits so weit in der Umwelt verbreitet, dass auch einige Mineralwasserquellen betroffen sind. So veröffentlichte Ökotest 2010/2011 Tests, in denen in einem Drittel der untersuchten Mineralwässer Pestizidmetabolite nachgewiesen werden konnten (31 von 105 stillen Mineralwässern; Juli 2011). Auch  die Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg wies in einigen Mineralwässern Pestizidmetabolite nach und entzog daraufhin einigen Abfüllern die Zulassung. Es werden nun Grenzwerte für Pestizide in Mineralwässern erarbeitet. Die Behörden in Baden-Württemberg weisen seit 2009 auch künstliche Süßstoffe (Cyclamat, Acesulfam, Saccharin) zum Teil oberhalb des Orientierungswertes nach. Auch die Stiftung Warentest konnte 2012 in einem stillen Wasser Acesulfam nachweisen. Künstliche Süßstoffe werden zwar als gesundheitlich nicht relevant eingestuft, jedoch zeigen sie eindeutig eine vom Menschen gemachte Verunreinigung an. Insgesamt stellte die Stiftung Warentest den stillen Mineralwässern keine guten Noten aus. Das lag unter anderem auch an ungenügenden Deklarationen und Keimen im Wasser, die bei stillen Wässern häufiger vorkommen.

 

Quellen:

  • Bundesamt für Verbraucherschutz und Veterinärmedizin; Uran in natürlichem Mineralwasser, Stellungnahme des BGVV vom 31. Oktober 2000
  • Uran in Mineralwasser: Bei Erwachsenen geringe Mengen tolerierbar, Wasser für Säuglingsnahrung sollt uranfrei sein; Stellungnahme Nr. 024/2005 des BfR vom 13. Mai 2005
  • BfR empfiehlt die Ableitung eines europäischen Höchstwertes für Uran in Trink- und Mineralwasser, Gemeinsame Stellungnahme Nr. 07/2007 des BfS und BfR vom 5.April 2007
  • foodwatch e.V; Übersicht: Uran in Mineralwasser (Stand Mai 2009) bzw. Beitrag vom 18.5.2009
  • Ökotest Oktober 2010; Juni/Juli/Oktober 2011; August 2012
  • Jahresbericht 2010 und 2011 Baden-Württemberg; Überwachung  Lebensmittel – Bedarfsgegenstände – Kosmetika - Trinkwasser –Futtermittel, Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit Baden-Württemberg
  • Untersuchungen von natürlichem Mineralwasser aus Baden-Württemberg auf Arzneimittelrückstände, Brezger, Dr. Gottesmann, 27.09.2010,Die Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit Baden-Württemberg, http://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=4&Thema_ID=2&ID=1341&Pdf=No
  • Stiftung Warentest Juli 2012

Schadstoffe aus der Verpackung

Die gebräuchlichsten Verpackungen für Wasser sind PET- und Glasflaschen, wobei 2011 über 80 % der verkauften Flaschen in Deutschland aus PET (Polyethylenterephtalat) bestand. Die praktischen Vorteile der leichten PET-Flaschen liegen auf der Hand. Jedoch wurde auch schon vor der großen Verbreitung dieses Materials auf Nachteile hingewiesen. So ist die Gasdurchlässigkeit (Kohlendioxid, Luftsauerstoff) relativ groß, was u.a. Veränderungen des Geschmacks und eine verringerte Haltbarkeit bewirken kann. Dieses Problem lässt sich bei Verwendung spezieller Multilayermaterialien minimieren. Ein anderes Problem ist die Abgabe von Substanzen aus dem Material an das darin enthaltene Wasser. Es ist z.B. bekannt, dass Acetaldehyd und Antimon aus PET-Flaschen in das Wasser übergehen. Acetaldehyd wird zwar als gesundheitlich nicht bedenklich eingestuft. Allerdings ist die Substanz sensorisch schon in sehr geringen Mengen durch den leicht süßlichen, fruchtigen Geschmack wahrzunehmen. Eigentlich haben sich die Mineralwasserabfüller ein eigenes Ziel von max. 10µ/l gesetzt, so dass der Geschmack nicht beeinträchtigt wird. Stiftung Warentest stellte jedoch 2008 fest, dass einige Mineralwässer bis zu 30µg/l Acetaldehyd aufwiesen. Betroffen sind hiervon hauptsächlich Einwegflaschen. Antimon ist gesundheitlich bedenklicher. Dieses wird während der Produktion als Katalysator eingesetzt. Untersuchungen an der Universität Heidelberg (Institut für Umwelt-Geochemie) ergaben 2006, dass sich in Getränken aus PET Flaschen mit Zunahme der Lagerzeit mehr Antimon finden lässt. Zwar liegen die gefundenen Konzentrationen laut des Bundesinstituts für Risikobewertung um zwei Zehnerpotenzen unter dem zulässigen Migrationswert, d.h. sie werden als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Allerdings können bestimmte Faktoren wie z.B. Säuren bewirken, dass in Einzelfällen der Grenzwert der Trinkwasserverordnung überschritten wird. In Japan wird inzwischen Titan statt Antimon bei der PET-Herstellung verwendet.

 

Besonders heftig wird seit einiger Zeit die mögliche Abgabe von hormonell aktiven Substanzen aus PET-Flaschen an das Wasser diskutiert. Hierzu sind einige Studien veröffentlicht worden, die mit verschiedenen Tests die generelle östrogene Aktivität des Wassers untersucht haben, ohne dass diese an Einzelsubstanzen festgemacht wurde. Eine hormonelle Aktivität wurde dabei in verschiedenen Studien in jeweils einem Teil der untersuchten Mineralwässer beobachtet. Je nach Studie wurden allerdings unterschiedliche Ursachen für diese Aktivität ermittelt. Wagner und Oehlmann von der Universität Frankfurt vermuteten 2009, dass zumindest ein Teil der Substanzen aus PET-Flaschen stammt. Die allgemeine Annahme, dass PET-Flaschen hormonell aktive Phtalate als Weichmacher enthalten, weist das Bundesinstitut für Risikobewertung  (BfR) allerdings als falsch zurück. Auch die Frankfurter Forscher nennen nicht speziell Weichmacher als Ursache. Hingegen  ermittelten Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bereits 2006 hormonell aktive Substanzen auch in Wasser aus Glasflaschen und führten dies auf Huminstoffe in der Quelle zurück. Auch Probleme bei der Abfüllung wurden diskutiert. Insgesamt ist die Datenlage recht dünn und sowohl das BfR als auch das schweizerische Zentrum für angewandte Ökotoxikologie kommen in ihren Bewertungen zu dem Schluss, dass weitere Forschung notwendig ist, um die Ursache und die verantwortlichen Einzelsubstanzen zu identifizieren.

 

Quellen:

  • Verpackungssysteme der deutschen Mineralbrunnen 2011/2012, Zahlen und Fakten im Überblick, Genossenschaft deutscher Brunnen eG
  • Veränderung von Getränkeinhaltstoffen bei der Lagerung in PET-Flaschen im Vergleich zu Glasflaschen; K. Thomas, H.-D. Isengard, K. Schork, T. Hilche, J. Tretzel, 1993, Der Mineralbrunnen, Band 43, Seite 3-5
  • Stiftung Warentest 08/2008
  • http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_pet_flaschen-10007.html (FAQ PET-Flaschen des BfR vom 10.September 2007)
  • http://www.uni-heidelberg.de/presse/news06/2601antim.html
  • AAS und ICP-OES bestimmen Antimongehalt in PET-Flaschen; N. Garnebode, Sascha Hupach, J. Schramm, 1.4.2011; http://www.laborpraxis.vogel.de/analytik/spektroskopie-und-photometrie/icp/articles/309808/index2.html
  • Schrot und Korn 4/2010
  • Pressemitteilung Uni Frankfurt März 2009, http://www.muk.uni-frankfurt.de/38673393/047, Wagner, M. & Oehlmann, J. (2009): Endocrine disruptors in bottled mineral water: total estrogenic burden and migration from plastic bottles, Environmental Science and Pollution Research, Online First: http://dx.doi.org/10.1007/s11356-009-0107-7
  • Nachweis estrogener Wirksamkeit mit einem biologischen Testsystem (E-Screen) Untersuchung von Wasserproben, Gabriele Böhmler, Renate Kohnen, Ulrike Borowski, Andrea Rühe, Niedersächsiches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit - Lebensmittelinstitut Braunschweig -
  • Sind PET Flaschen eine Quelle von hormonaktiven Substanzen in Getränken? Vorläufige Bewertung des schweizerischen Zentrums für angewandte Ökotoxikologie, Autoren: Dr. P. Kunz, Dr.A. Gerhardt, Prof. Alex Odermatt
  • BfR bewertet Untersuchungen zu hormonähnlichen Wirkungen von in natürlichen Mineralwässern vorkommenden Substanzen; Stellungnahme Nr. 007/2011 des BfR vom 2. Februar 2011
  • Gibt es einen Unterschied: Mineralwasser aus Glas- oder Kunststoffflaschen?, K. Klemm, TU Bergakademie Freiberg